Gronau, Musikclub Turbine, – wer am 1. Februar noch dachte, ein Coverband-Konzert sei bloß Karaoke mit Verstärker, wurde an diesem Abend eines Besseren belehrt. Oder vielleicht auch nicht. Denn was sich zwischen Neonlicht, fliegenden Bierfontänen und dem Soundtrack der 80er abspielte, war weniger ein Konzert als eine Art musikalisches Trinkspiel.
Reisegruppe Hardrock: Wenn die 80er mit Turbo durch die Turbine heizen
Bevor Fred Tesco den Abend in ein Trinkspiel verwandelte, heizte die „Reisegruppe Hardrock“ aus Münster dem Publikum mit der Präzision eines Düsenjägers ein. Die vier Jungs, die optisch irgendwo zwischen Punk-Garage und Glamrock-Traum angesiedelt sind, katapultierten die Menge mit Klassikern wie „Livin’ on a Prayer“ oder „Rebel Yell“ direkt zurück in eine Ära, als Schulterpolster groß und Gitarrensoli noch größer waren.

Hier wurde nicht nur gespielt, hier wurde zelebriert: Jeder Riff, jeder Schlagzeugwirbel fühlte sich an, als hätte jemand einen Neonfarben-Marker über die 80er geschwungen.
Fred Tesco – Eine Rückkehr mit viel (Alkohol-)Power
Nach dem gelungenen Einstieg durch die Reisegruppe Hardrock war es an der Zeit, dass Fred Tesco die Bühne betrat. Die Band, die ihren Namen – so kurios und legendär – in einer hitzigen Anekdote vor einem Tesco-Supermarkt in Ungarn verdankt, hatte natürlich alle Erwartungen im Gepäck. Mit den mittlerweile kultigen Mitgliedern Justin Time (Schlagzeug), Erkan Öfter (Keyboards), Andi Decke (Gesang), Rainer Wahnsinn (Gitarre), Heinz Live (Bass) und dem unvergleichlichen Phil Lazio (Tänzer) verwandelten sie alte Hits in „Tesco-Knaller“, als ob sie einem alten Trabbi neuen Porsche-Glanz verpassen würden.
Doch hier zeigte sich auch eine Kehrseite: Während die Reisegruppe Hardrock das Niveau durch pure Energie und Präzision anhob, schien Fred Tesco mehr mit dem Niveau von Schnaps und Bier zu spielen.

Auf der Bühne wurde nicht nur gerockt, sondern auch kräftig gebechert, sodass der eine oder andere Moment mehr an einen ausgelassenen Stammtisch erinnerte als an ein professionelles Konzert. Dennoch ließ sich das Publikum, größtenteils bestehend aus Freunden, Verwandten, Nachbarn, Arbeitskollegen und Fans aus alten Tagen, die in der Stadt zusammengetrommelt wurden, von der Ekstase des Augenblicks mitreißen. Vielleicht war es genau dieser schräge Mix aus Nostalgie, strömenden Alkohol und der besonderen Fred-Tesco-Philosophie – „geht nicht, gibt’s nicht“ – der dem Abend seinen ganz eigenen, unvergesslichen Charme verlieh.
Fazit: Ein Abend wie Kurzurlaub im Jogginganzug
Was bleibt, wenn der letzte Ton verklungen und das letzte Bier geleert ist? Die Erkenntnis: Manchmal braucht Musik keine makellose Performance, sondern einfach nur Herz, Humor und einen Hauch von „Was soll’s, prost!“. Die „Reisegruppe Hardrock“ lieferte den Soundtrack für eine Zeitreise, Fred Tesco die dazugehörige Afterparty.
War es perfekt? Nein. War es unterhaltsam? Absolut.
Eines ist sicher, Gronau weiß jetzt: Fred Tesco sind nicht nur eine Band. Sie sind ein Lebensgefühl – etwas rostig, immer durstig und mit der Fähigkeit, selbst Chaos in Standing Ovations zu verwandeln.
Impressionen vom Abend






















