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Nichts live in Münster: Punk-Legenden im Rare Guitar

Hand aufs Herz: Wann hast du das letzte Mal in einem Raum gestanden, der so sehr nach Röhrenverstärkern, altem Holz und purer Musikgeschichte riecht, dass du es fast schmecken konntest? Gestern Abend war genau so ein Moment. Wir schreiben Freitag, den 12.12.2025, es ist kalt draußen am Münsteraner Hafen, aber drinnen in der Hafenstraße 64 brennt die Luft im Rare Guitar.

Wer den Laden kennt, weiß: Das ist kein normaler Club im „Alten Güterbahnhof“. Das ist das Wohnzimmer von Inhaber Rudi Dinkela, wo „seltene Schätze“ nicht nur an der Wand hängen, sondern gelebt werden. Gestern trafen hier zwei Welten aufeinander, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Die depressive Lakonie des Osnabrücker Undergrounds und der rohe „Psycho-Pop“ aus Düsseldorf.

20:00 Uhr: Der Mann mit dem Laptop und dem toten Vogel

Pünktlich kurz nach acht ging es los. Aber erwartest du eine Vorband, die auf die Bühne springt und „Hallo Münster!“ schreit? Dann kennst du Elektro Strothmann nicht. Da stand er: Ein Mann, der von Kritikern als „Laptop-Punk-Maschine“ bezeichnet wird, mit einer Ausstrahlung, die irgendwo zwischen Apathie und Hysterie pendelt.

Elektro Strothmann live im Rare Guitar Münster

Strothmann kommt aus Osnabrück – oder wie er es ironisch nennt: „Steckenpferd City“. Er stand einfach da, statisch, ohne Gitarre, und ließ diese herrlich kaputten Beats auf uns los, während er in sein Mikrofon „knurlte“, diese spezielle Mischung aus Knurren und Nuscheln, die sein Markenzeichen ist.

Es war absurd und genial zugleich. Als er von seinem verstorbenen Vogel Rudi erzählte, die Trauer lag auf der Skala bei „mindestens zehn“, wusste man nicht, ob man lachen oder weinen soll. Und spätestens beim Song „Arbeit ist scheiße“ nickte der ganze Laden im Takt. Strothmann ist die selbsternannte „abstinente Spaßbremse“, die am Ende doch am meisten Spaß macht.

Nichts als die reine Energie

Und dann: Szenenwechsel. Die Umbaupause war kurz, die Spannung stieg. Als Nichts die Bühne enterten, war sofort klar: Die sind nicht hier, um Gefangene zu machen.

Diese Band hat Geschichte, die bis zum legendären Ratinger Hof in Düsseldorf zurückreicht. Michael „Meikel“ Clauss an der Gitarre hat nichts von seiner Schärfe verloren. Aber der eigentliche Hammer war die Energie, die von der Bühne schwappte. Mit Nina H. am Mikrofon, die seit 2023 dabei ist, hat die Band eine Frontfrau, die diese aggressive Naivität der frühen Tage perfekt in die Jetztzeit transportiert.

Nichts live im Rare Guitar Münster

Sie spielten sich quer durch ihre Diskografie. Natürlich durften die Klassiker nicht fehlen. Als die ersten Akkorde von „Radio“ erklangen, diesem ewigen Hit über die Sehnsucht nach Ruhm, gab es kein Halten mehr. Aber Nichts ruhen sich nicht auf ihrer Nostalgie aus. Die Songs vom neuen 2025er Album „Tiefschwarz“ fügten sich nahtlos ein. Es war laut, es war schweißtreibend, das Rare Guitar verwandelte sich in genau die „Sweatbox“, die man bei einem echten Punk-Konzert braucht.

Der Gänsehaut-Moment: Ein blinder Passagier am Bass

Und als ob das nicht schon genug gewesen wäre, zogen Nichts noch ein Ass aus dem Ärmel. Für zwei, drei Songs holten sie einen Special Guest auf die Bühne: Eddy Edge.

Der Kerl ist echt ein Phänomen. Eddy ist blind, aber wenn er ein Instrument in die Hand nimmt, „sieht“ er mehr als wir alle zusammen. Er orientiert sich rein über das Gehör und eine extrem verfeinerte Propriozeption, also das Fühlen des Instruments und der eigenen Körperlage.

Eddy mit Nichts live im Rare Guitar Münster

Es war faszinierend zu beobachten. Keine visuellen Signale, kein Blickkontakt – nur reine Musik. Mir ist er tatsächlich schon vor Jahren aufgefallen, als er mit Die Snapes und dem Song „Wir sind die Slytherins“ einen echten Harry-Potter-Hit landete. Gestern zeigte er eindrucksvoll, dass er auch mit Nichts auf der Bühne perfekt harmoniert. Und dass er Humor hat, stellte er Backstage trocken unter Beweis, als er zu mir meinte: „Du könntest mir auch die Kamera geben, ich kann auch Nichts knipsen“ oder „Wie geil, heute sehe ich Nichts.“ Das Publikum hat ihn gefeiert, und dieser Moment zeigte mal wieder, dass Musik Barrieren einfach einreißt. Danke für diesen tollen Abend! <3

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