Ein barocker Fürstensaal, ein nachzuholendes Versprechen und eine Band, die an diesem Abend nicht nur ihr Publikum, sondern auch die Geschichte des Ortes musikalisch verzauberte. Little Nork aus Ahaus luden ein – und wurden nach krankheitsbedingter Verschiebung mit einem ausverkauften Saal und Standing Ovations belohnt. Was folgte, war kein klassisches Konzert, sondern ein klug choreografiertes Mosaik aus Cover-Interpretationen, musikalischen Überraschungen und einer mitreißenden Bühnenpräsenz.
Einlass in Zeitlupe: Gonda beginnt allein – und zieht den Saal mit
Noch bevor die Band sich in Gänze zeigt, betritt Gonda allein die Bühne – oder besser gesagt: den Saal. Während Suzanne Vegas „Tom’s Diner“ fast a cappella durch die barocke Akustik schwebt, schreitet sie langsam nach vorn. Ein Einstieg wie ein Filmstill. Nach und nach folgen die anderen Musiker, bis schließlich Jan mit einem Trommelschlag das Signal gibt – und bam – der Groove von „Master Blaster“ übernimmt. Stevie Wonder im Schloss? Funktioniert erstaunlich gut.
Übergänge wie auf Schienen: Von Pink Floyd bis Piaf
Was Little Nork besonders macht: Ihre Sets fließen. Kein Applaus-Stopp, kein Umbaustress – Songs gleiten ineinander, wie Waggons auf einem Nachtgleis. Auf die funkige Energie von „Master Blaster“ folgt ohne Bruch „Shine on you crazy diamond“. Die Gitarre weint, der Chor haucht – und dann: Miroslav. Saxophon. Gänsehaut. Der Mann braucht keine Lightshow, nur einen Ton.

Sein Solo mündet in Édith Piafs „Je ne regrette rien“, zart getragen von Gonda. Und dann – zack – ein Umschwung: Balkan-Folk à la „Joseph Joseph“, plötzlich stehen wieder alle auf der Bühne, das Tempo zieht an, und spätestens bei „Madjarica“ wippen selbst die Barockengel an der Decke mit.
Chor & Kontrabass: Warmherzige Zweite Hälfte
Nach der Pause überrascht Else mit einem fragilen Solo – fast wie ein Reset-Knopf für das Ohr. Dann wird’s amerikanisch: „Calm after the storm“ im Duett mit Gonda, einfühlsam, akustisch, später ergänzt durch Band und Streicher. Es folgen stärkere Takte: „Shout it out“ macht genau das, was es verspricht. Und dann: „Summerwine“. Gonda und Hennes im Duett, der Kontrabass groovt warm, das Licht wird weich – man wähnt sich in einem Tarantino-Soundtrack.
Pink Floyd taucht erneut auf: „Wish you were here“ bringt ein bittersüßes Moment, ehe mit „What if“ und „Falling home“ die stärkere Little-Nork-eigene Handschrift in Erscheinung tritt: klare Arrangements, mehrstimmiger Gesang, rhythmisch klug gesetzt.

Ein stiller, aber bewegender Moment: Der Chor Atemlos aus Borken singt „Human“ – ohne Instrumente, nur Stimme, Kraft, Verletzlichkeit.
Finale mit Strahlen: Standing Ovations und ein Balkan-Echo
Kurz vor Schluss reißt „House of the rising sun“ die Stimmung nochmal in die Tiefen amerikanischer Dunkelheit, bevor Boris mit einem smarten Übergang das Licht wieder aufdreht: „Let the sunshine in“ wird zum hymnischen Abschluss. Alle Mitwirkenden kommen auf die Bühne, Gonda stellt sie vor – ein großer Moment des Miteinanders. Der Refrain schwingt sich mehrfach auf, bevor das letzte „the sun-shine in…“ verklungen ist – langgezogen, fast sakral.

Doch Ahaus will noch mehr – also gibt’s die Zugabe. Und was für eine: „The Wall“ wird von einem Balkan-Intro eingeläutet und kulminiert im Mittelteil in einem mitreißenden Balkansound – als wollten sie sagen: Mauern einreißen geht auch mit Bläsern und Groove. Ein kraftvolles, lautes, beinahe politisches Ende.
Little Nork bringt den Fürstensaal zum Leuchten
Was Little Nork an diesem Abend abgeliefert haben, war mehr als ein Konzert – es war eine musikalische Reise, die stilistische Grenzen durchbrach und dennoch nie beliebig wirkte. Die Dramaturgie des Abends – mit fließenden Übergängen, kleinen solistischen Highlights und einem klug eingesetzten Chor – war durchdacht, aber nicht verkopft. Besonders stark: die nahtlosen Stimmungswechsel, die genreübergreifenden Brüche und das unaufgeregte Zusammenspiel der Musiker:innen.
Wer das Glück hatte, eine Karte zu ergattern, hat nicht nur ein Nachhol-Konzert erlebt, sondern ein musikalisches Erlebnis, das klanglich wie emotional nachwirkt. Besten Dank für die Einladung! <3
Impressionen vom Abend






































