Wie oft halten wir eine neue Platte in den Händen und denken uns: „Joa, coole Songs, läuft gut rein“? Passiert ständig. Aber wie oft bekommen wir ein Album, das uns nicht nur in die Ohren, sondern direkt in eine andere Welt katapultiert? Ein Album, das kein Lückenfüller ist, sondern ein manifestiertes Stück Mythologie? Genau das haben die Münsteraner von Phoenix Barde mit ihrem neuen Meisterwerk „Unter dem Eis – Lieder aus der Dunkelheit Part 2“ abgeliefert, das am 24. Oktober 2025 auf uns losgelassen wird. Ich durfte exklusiv & vorab reinhören, als Dank gibt es hier den Reisebericht aus der Dunkelheit. Schnallt euch an!
Willkommen zurück in der Dunkelheit
Wer schon bei „Lieder aus der Dunkelheit – Part I“ am Start war, weiß, dass Phoenix Barde keine halben Sachen machen. Ihr selbsternannter „Deutscher Fantasy Rock“ ist genau das: knallharte, ehrliche Rock-Riffs, die auf bildgewaltige Fantasy-Geschichten treffen.

Das Album startet mit dem „Prolog Nr. 2“, der uns direkt in die eisige Trostlosigkeit nach dem ersten Teil wirft. Keine Zeit zum Luftholen, die Atmosphäre packt dich sofort. Direkt danach setzt der Titeltrack „Unter dem Eis“ ein und zementiert die Stimmung. Aus der Sicht eines verzweifelten Bürgers im eisigen Talfurt spüren wir die Hoffnungslosigkeit, die der Rabenkönig verbreitet. Man friert förmlich mit, während man auf das „Feuer das uns befreit“ wartet. Und dieses Feuer kommt!
In „Schöpfer“ wird der Phoenix Barde von einer gottgleichen Figur, dem „Herrn der Zeit“, zurück ins Leben geholt – aber nicht als Held, sondern als „Soldat“ und „Diener“. Eine komplexe Beziehung, die sofort klarmacht: Hier gibt es kein simples Schwarz-Weiß. Direkt danach explodiert die Platte förmlich mit „Ich bin bereit“, der ultimativen Hymne des wiedergeborenen Barden. Man spürt die 1000 Grad heißen Flügel förmlich im Nacken – ein energiegeladener Abriss, der live garantiert eskalieren wird.
Nach so viel Action gönnt uns die Band mit „Am Lagerfeuer (Instrumental)“ einen kurzen Moment zum Durchatmen. Ein wunderschönes, atmosphärisches Stück, das Bilder von Kameradschaft und kurzen Pausen in einer feindlichen Welt malt, bevor die Reise uns an bizarre Orte wie den „Zirkus Paradox“ führt, einen Ort der Illusion und Gefahr.
Und als wäre das nicht genug, folgt direkt darauf ein echtes Highlight für Kenner der Szene: „Zaubertrank“. Hier hat sich die Band niemand Geringeres als Denise Schlahn von den grandiosen Silent Revenants ans Mikro geholt. Wer beide Bands kennt, weiß, dass die Chemie hier einfach stimmt.

Denises kraftvolle Stimme verschmilzt perfekt mit dem Sound von Phoenix Barde und veredelt den Song zu einer mystischen Hymne. Da beide Bands sich in der Vergangenheit schon öfter die Bühne geteilt haben, können wir uns jetzt schon verdammt drauf freuen, diesen Song hoffentlich bald mal live mit Denise zu erleben. Das wird ein Fest!
Das Herz des Epos: Ein unbändiger Kampf für die Identität
Nach diesem Feature-Kracher kommt der Song, der alles verändert. Der Song, der dieses Album von „sehr gut“ zu „absolut unvergesslich“ macht: „Unbändig“, im Duett mit Markus Flür. Auf den ersten Blick die klimatische Schlacht zwischen dem Barden und dem Rabenkönig. Der Text ist eine Kampfansage an die Unterdrückung, eine Ode an die eigene Stärke. Zeilen wie „Meine Rüstung ist die Hoffnung / Meine Flammen sind mein Schwert / Mein Schild besteht aus Liebe“ sind pures Gänsehaut-Material.
Doch die wahre Magie, die tiefste Ebene dieses Songs, offenbart sich erst mit dem Wissen, das Band-Mastermind Marcel Wittler ihn speziell für seine nicht-binäre Tochter geschrieben hat. Und plötzlich wird der Kampf gegen den Rabenkönig, der einen „verbannen“ und „verfluchen“ will, zu einer unfassbar kraftvollen Metapher. Es ist der Kampf um das Recht, zu sein, wer man ist. In einer Welt, die einen oft nicht verstehen will. Der „unbändige“ Geist ist der unzerstörbare Kern der eigenen Identität. Das ist nicht nur Fantasy. Das ist das verdammte Leben. Und es ist ein Statement, das auch perfekt zur meiner Haltung mit laut-geknipst.de passt: Unsere Szene muss ein „Safe Space“ für alle sein. Chapeau, Phoenix Barde. Das ist ganz, ganz großes Kino.

Ein Cliffhanger, der wehtut (und Bock auf mehr macht)
Mit „Der Weg des Barden“ reflektiert der Held über seine Reise, seine Siege und die Last seiner Aufgabe, bevor das Album mit „Wahnsinn“ endet – dem totalen Zusammenbruch des „Herrn der Zeit“, der die Kontrolle verliert und dem Chaos verfällt. Ein schockierender, düsterer Abschluss, der uns mit einem fetten Cliffhanger zurücklässt und die Tür für Part 3 meilenweit aufstößt.
Fazit: Kaufen, eintauchen, abfeiern!
„Unter dem Eis“ ist kein Album, das man nebenbei hört. Es ist eine Erfahrung. Phoenix Barde haben es geschafft, ihre ambitionierte Erzählung mit musikalischer Wucht und – was am wichtigsten ist – mit einem riesigen, schlagenden Herzen zu füllen. Die Platte ist ein Epos über den Kampf zwischen Hoffnung und Verzweiflung, Kontrolle und Freiheit, Feuer und Eis.

Vor allem aber ist sie durch Songs wie „Unbändig“ eine zutiefst menschliche und relevante Platte geworden, die beweist, dass die größten Fantasy-Geschichten uns am Ende immer etwas über unsere eigene Realität erzählen.
Also, markiert euch den 24. Oktober fett im Kalender und freut euch auf die wahrscheinlich fantasievollste Deutschrock-Platte des Jahres, auf ein Abenteuer, das ihr nicht verpassen wollt.
[…] und dermaßen riesig über das tolle Review zum nächsten Album von Dirk von laut-geknipst.de: Hier lang bitteschön 😉 Ihr könnt es ja erst ab 24.10.2025 […]