Jazzband tritt auf bunter Bühne auf. Jazzband tritt auf bunter Bühne auf.

Jazz, der Grenzen sprengt – Das Jazzfest Gronau startet mit David Helbock’s Random/Control feat. Fola Dada

Ein wilder Mix aus musikalischem Experiment, verspielter Ernsthaftigkeit und feinem Humor – das Jazzfest Gronau ist zurück, und es beginnt mit einem Paukenschlag.

Jazz, aber anders: Auftakt mit Köpfchen und Kante

Gestern Abend fiel der Startschuss für das 37. Jazzfest Gronau (29.4.–4.5.) – und es war sofort klar: Hier geht es nicht um gemütlichen Hintergrundsound für Rotwein und Gespräche, sondern um Klang als Ereignis. In der Bürgerhalle Gronau öffnete sich ein Abend, der das Publikum in Bann zog und mit vielen Erwartungen brach. Auf der Bühne: David Helbock’s Random/Control feat. Fola Dada – ein Trio, das eigentlich wie ein Orchester wirkt, verstärkt durch eine Stimme, die Raum schafft.

Grenzenloser Klang: Helbock und sein Ensemble

David Helbock, Pianist aus Österreich, steht für einen offenen, neugierigen Jazzbegriff. Was er mit Random/Control geschaffen hat, ist mehr als eine Band – es ist ein bewegliches Klanglabor. Gemeinsam mit Andreas Broger (Saxophone, Klarinette, Flöten, Gesang) und Johannes Bär (Blechblasinstrumente, Didgeridoo, Percussion, Beatbox) bewegt sich Helbock durch musikalische Territorien, ohne sich irgendwo festzulegen.

Jazzquartett mit Pianist, Sänger, Saxophonist und Schlagzeuger auf Bühne.
Jazzfest 2025 David Helbock’s Random Control feat. Fola Dada

Dabei entstehen Momente, in denen man sich fragt: Was genau höre ich da gerade? Ist das noch Jazz? Oder schon ein Klangtheater? Die Übergänge sind fließend, das Spiel zwischen Struktur und Freiheit ständig spürbar.

Die Stimme von Fola Dada fügt sich nicht einfach ein – sie bringt eine neue Ebene ins Spiel. Mal ist sie klar und direkt, dann wieder fast flüsternd, eindringlich, emotional. Sie singt, aber sie gestaltet auch Raum – zwischen den Instrumenten, zwischen den Menschen.

Frau singt leidenschaftlich auf der Bühne mit Mikrofon.
Jazzfest 2025 David Helbock’s Random Control feat. Fola Dada

Es sind diese Zwischentöne, in denen ihre besondere Kraft liegt. Sie hält das Ensemble nicht zusammen, sondern dehnt es aus. Das Publikum hörte ihr mit einer solchen Konzentration zu, dass man in manchen Momenten tatsächlich eine Nadel hätte fallen hören können.

Licht, Raum, Stille – eine Inszenierung der Sinne

Besonders eindrucksvoll war das Lichtdesign des Abends. Statt auf große Showeffekte setzte man auf gezielte Stimmungen: warme Farbflächen, dunkle Kontraste, ein ruhiges Licht, das atmete. Das Publikum – bunt gemischt, neugierig, voller Aufmerksamkeit – ließ sich mitnehmen. Es wurde selten gesprochen, es wurde zugehört. In einer Zeit, in der Ablenkung oft mit im Gepäck sitzt, war das bemerkenswert. Diese stille Konzentration war fast greifbar – wie eine zweite Bühne im Raum.

Ein Festival, das atmet

Der Auftakt hat direkt klar gemacht: Das Jazzfest in Gronau ist kein Konzert zum Zurücklehnen, sondern ein Ort zum Staunen, Lauschen, Mitgehen. Hier wird nicht einfach Musik abgespult – hier passiert was. Unerwartetes. Schrulliges. Schönes. Man merkt: Das Festival lebt, es hat Puls, es atmet mit dem Publikum. Und wenn der erste Abend schon so viel Lust auf mehr macht, kann man sich auf den Rest der Woche wirklich freuen.

Impressionen vom Abend

Ausblick: Heute Abend – Lehmanns Brothers & Dirty Loops

Heute stehen zwei Acts auf dem Programm, die für Bewegung sorgen werden: Lehmanns Brothers bringen französischen Funk mit Groove-Garantie, während Dirty Loops aus Schweden ihre abgefahrenen Pop-Fusion-Arrangements auspacken – mal sehen, ob da noch jemand still sitzen bleibt.

Mehr davon? Kommt! Ich bin die ganze Woche am Start – stay tuned für den nächsten Jazzfest-Moment.

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