Samstagabend mit Rock’n’Roll-Aussicht
Ein bisschen verrückt muss man schon sein, um an einem Samstagabend Anfang April freiwillig in einer Sportsbar in Marl zu landen – aber wer das Glück hatte, sich am 05.04.2025 in Teddys Sportsbar einzufinden, wurde mit einem musikalischen Volltreffer belohnt: Another Fine Mess aus Recklinghausen servierten über zwei Stunden lang ein Set, das irgendwo zwischen Stadionrock, Lieblingsplatten aus der Jugend und einer Prise musikalischer Abenteuerlust pendelte.
Aus der Pandemie in die Probenräume
Die Geschichte der Band klingt fast wie ein Indie-Film: Ein Studioprojekt, aus purer Langeweile und Freude an der Musik während der Corona-Zeit gestartet, wurde plötzlich ernst. Nicht im Sinne von „ernsthaft“, sondern im Sinne von „Das machen wir jetzt wirklich“. Aus Jam-Sessions wurden Proben, aus Proben eine Band. Und was für eine!
Another Fine Mess – das sind:
- Katja (Vocals): die charismatische Stimme zwischen Soul, Rock und einer Prise Rebellion
- Marco (Gitarre): kantig, groovig, voller Spielfreude
- Gerd (Gitarre): der Mann für das musikalische Fundament mit Stil
- Martin (Bass): rhythmischer Ruhepol mit Tiefgang
- Matt (Drums): Taktgeber mit Wumms und Seele
Jenseits von „Smoke on the Water“
Ihr Set: Ein wilder, aber wunderbar funktionierender Mix. Klassiker, ja – aber keine ausgelutschten Klischees. Stattdessen gab’s Status Quo mit Haltung, Skunk Anansie mit Gänsehaut, Foo Fighters mit Schweiß auf der Stirn, und ja, auch ein bisschen Prince, bei dem man sich fragte, warum so wenige Rockbands sich an dieses Repertoire trauen.

Besonders charmant: Songs, die man in einem Hardrock-Set einfach nicht erwarten würde – und gerade deshalb so gut funktionierten. Ein bisschen „what the hell“ trifft auf „oh yes, that works!“.
Teddy’s Töne: Kneipe wird zur Konzertlocation
Teddys Sportsbar zeigte sich an diesem Abend von ihrer besten Seite: Kein großes Bühnenlicht, keine abgezählten Biere – aber eine Atmosphäre, die elektrisierte. Spätestens nach dem dritten Song tanzten selbst die skeptischsten Marl-Mitte-Gäste mit, klopften im Takt auf die Tische oder sangen lauthals mit. Zwischen Schnitzel und Bierdeckeln wurden Gitarrenriffs gefeiert, als wäre man im Vorprogramm von AC/DC.
Die Mischung aus bekannten Songs in eigenem Soundgewand und unerwarteten Ausreißern (ja, auch ein bisschen Pop war drin) sorgte für echtes Live-Feeling mit Seele. Nichts war gekünstelt, alles wirkte organisch gewachsen.
Lieblingsmoment: Skunk Anansie mit Gänsehautgarantie
Ein echtes Highlight des Abends war die Interpretation eines Skunk Anansie-Songs – vermutlich „Weak“ oder „Hedonism“, beide nicht gerade einfache Nummern für eine Coverband. Doch was Katja da stimmlich ablieferte, war eine Mischung aus Wut, Verletzlichkeit und purer Präsenz. Gänsehaut bis in die hinterste Ecke der Bar. Wer an diesem Abend noch dachte, Coverbands seien bloß die Netflix-Wiederholung des Rock’n’Roll – der wurde hier eines Besseren belehrt.
Mehr als nur „noch eine Rockband“
Was Another Fine Mess besonders macht? Die Balance. Zwischen Spaß und Anspruch, zwischen Tightness und Lockerheit. Sie spielen nicht nur Songs, sie spielen Geschichten. Und sie machen das auf eine Art, die sich nicht anbiedert – sondern mitreißt.
Dazu kommt: Alle fünf stehen mit beiden Beinen fest im Leben – keine Rockstar-Allüren, sondern echte Typen mit Herz, Haltung und dem, was man wohl am besten als Ruhrpott-Mentalität beschreibt: ehrlich, bodenständig, humorvoll und ohne Schnickschnack. Genau diese Haltung prägt auch ihren Sound.

Dass sie dabei ohne eigenes Material auskommen, stört überhaupt nicht. Im Gegenteil: Es ist gerade diese Auswahl und Neuinterpretation, die zeigt, wie viel Liebe und Wissen über Rockgeschichte hier mitschwingt. Die Einflüsse von David Bowie bis Mother’s Finest, von ZZ Top bis Pink (jawohl!) fügen sich zu einem Soundbild, das dreckig, klar und trotzdem durchdacht wirkt.
Und du?
Warst du auch dabei? Oder kennst du Bands aus der Region, die ich mal unter die Lupe nehmen sollte? Schreib mir! Und sag Bescheid, ob du eher auf härteren Rock, Indie-Geheimtipps oder Singer-Songwriter-Nächte stehst – ich bin offen für alles, was laut-geknipst werden will. 🙂
Impressionen vom Abend













Tipp: Nächstes Wochenende findet die lange Rocknacht im Musikclub Turbine statt!