Vergangenen Freitag bebte das Matrix Bochum – na ja, zumindest hätte es beben sollen. Mit einem kraftvollen Line-Up und einer Bühne bereit für Riffs, Screams und Double-Bass-Attacken stand die Matrix Metal Night auf dem Programm. Trotz technischer Störungen und einer enttäuschend kleinen Besucherzahl von etwa 20-30 Gästen (abgesehen von Bands und Crew) ließen sich weder die Musiker noch die Fans die Stimmung vermiesen. Hier ein Rückblick auf den Abend, der von Metal-Herzblut und beeindruckenden Performances geprägt war.
Line-Up: Von düsterer Mystik bis hin zu Tribute-Vibes
Der Abend versprach Abwechslung: Von Underground-Bands wie Coven Call, Chaross und Necro Knight, über die dynamischen Sober Truth, bis hin zu einer Prise Nostalgie mit Linkin Back, einer Tribute-Band, die den Klassikern von Linkin Park neues Leben einhauchte.
Trotz kleiner Besucherzahl war die Energie im Raum spürbar – was wohl daran lag, dass die Musiker alles in die Waagschale warfen. Auch das Publikum ließ sich davon anstecken und feierte ausgelassen, als wäre der Saal rappelvoll.
Technikpannen: Fluch oder Metal-Charme?
Die Show sollte eigentlich um 18:00 Uhr starten, doch technische Probleme sorgten für Verzögerungen – ein Motiv, das sich durch den gesamten Abend zog. Feedback-Schleifen, Aussetzer bei den Monitoren und hin und wieder eine unfreiwillige Pause wurden von den Bands aber souverän überspielt. Das Publikum? Nahm’s mit Humor. Schließlich gehört ein bisschen Chaos ja irgendwie auch zum Metal-Spirit, oder?
Die Highlights: Power, Leidenschaft und epische Setlists
Coven Call: Der stürmische Auftakt
Der Abend wurde von Coven Call eröffnet, einer 2022 gegründeten Symphonic-Metal-Band aus Witten, die mit ihrer einzigartigen Mischung aus musikalischen Einflüssen sofort für Aufmerksamkeit sorgte. Obwohl der Schwerpunkt klar auf symphonischen Tönen liegt, hört man in ihren Songs Elemente aus Black Metal, Oper und sogar Death Metal heraus. Es ist diese Vielseitigkeit, die ihre Musik so faszinierend macht.
Im Mittelpunkt stand die Stimme von Frontfrau Linda, die mit ihrer Mischung aus Sopran und dämonischen Growls eine außergewöhnliche Bandbreite zeigte – die Art von Performance, die einen von „himmlisch“ zu „apokalyptisch“ mitreißt. Dazu kamen die orchestralen Keyboard-Sounds von Jason, die die Bühne in die Atmosphäre eines epischen Fantasy-Films tauchten. Doch auch Fans härterer Klänge kamen nicht zu kurz: Die Gitarristen Joel und Yves lieferten brachiale Riffs, während Drummer Moritz mit präzisen, donnernden Beats den Boden erbeben ließ.
Ihr Track „Witches’ Hollow“ war ein absoluter Höhepunkt – eine düstere, fast cineastische Hymne, die das Publikum in eine andere Welt entführte. Symphonic Metal mit Seele und Härte, der zeigt, dass diese Band erst am Anfang ihres Abenteuers steht. Coven Call ist eine Gruppe, die sich auf der Bühne mitreißend präsentiert – und definitiv mehr als nur einen kurzen Applaus verdient.
Chaross: Thrash Metal in seiner rohesten Form
Als zweite Band des Abends heizten Chaross dem Publikum mit kompromisslosem Old-School-Thrash Metal ordentlich ein. Die vier Jungs – Danny (Vocals & Lead Guitar), Kay (Rhythm Guitar), Tobi (Bass) und Matthi (Drums) – leben ihre Leidenschaft für fette Riffs, donnernde Drums und kraftvolle Vocals mit jeder Faser aus. Und genau das spürte man bei jedem Song.
Mit Tracks aus ihrem aktuellen Album „Damned to Thrash“ lieferten Chaross einen Sound ab, der sowohl nostalgisch als auch erfrischend modern wirkte. Besonders die Songs „Hexenhammer“ und „Bar Rumble“ stachen heraus: Der eine ein rasendes Inferno mit scharfkantigen Riffs, der andere ein energiegeladener Party-Hit, der an einen feuchtfröhlichen Kneipenabend erinnert – und dabei trotzdem gnadenlos auf die Zwölf geht.
Frontmann Danny überzeugte mit aggressiven, aber präzisen Vocals, während die Gitarren von Kay und ihm mit einem Wechselspiel aus Brutalität und Melodie glänzten. Tobi und Matthi lieferten das donnernde Fundament dazu, mit einem Groove, der so tight war, dass man einfach mitgehen musste.
Das Publikum – so klein es an diesem Abend auch war – ließ sich von der unbändigen Energie der Band mitreißen. Chaross bewiesen: Thrash Metal ist alles andere als tot und klingt live einfach am besten, wenn er mit so viel Herzblut und Hingabe gespielt wird.
Sober Truth: Progressiver Groove trifft auf rohe Gewalt
Die wohl technisch versierteste Band des Abends war Sober Truth. Mit ihrem progressiven Ansatz und einem Mix aus Groove und Melodie setzten sie ein musikalisches Ausrufezeichen. Schon der Opener „Collapse“ (mit satten 197 BPM) riss das Publikum mit – brutal, präzise, unverkennbar Sober Truth.
Besonders beeindruckend war die Live-Premiere ihres neuen Songs „Shining“. Der Track vereinte melodiöse, atmosphärische Parts mit brachialer Härte und bot ein musikalisches Wechselbad der Gefühle, das von den Fans mit begeistertem Applaus belohnt wurde. Auch Klassiker wie „Pathfinder“ und „Forbidden My Life“ durften nicht fehlen und sorgten für euphorische Reaktionen im Publikum – gerade bei jenen, die die Band schon länger begleiten.
Neben ihrer technischen Präzision bewies die Band einmal mehr ihre große Bühnenpräsenz. Sober Truth schaffen es, selbst die komplexesten Arrangements mit einer Energie zu spielen, die ansteckend ist. Kein Wunder also, dass der Blick in die Zukunft schon jetzt für Begeisterung sorgt: 2025 steht die Veröffentlichung ihres neuen Albums „Goddess“ an, das mit einer Release-Show und einer Mini-Tour gefeiert wird. Mit diesem Abend haben Sober Truth klar gemacht, dass sie nicht nur technisch überzeugen, sondern auch emotional mitreißen können.
Necro Knight: Metal meets Fantasy
Necro Knight erschufen mit ihrem Auftritt eine düstere, fast cineastische Atmosphäre, die direkt aus einer epischen Fantasy-Schlacht hätte stammen können. Ihre Mischung aus symphonischem Metal und detailreichen Geschichten entführte die Zuhörer in ferne, mystische Welten. Dabei trug nicht nur die Musik, sondern auch das Bühnenbild zur immersiven Stimmung bei: Das Licht war auf ein Minimum reduziert, ein dunkles Blau dominierte die Szenerie, und die einzige Lichtquelle war ein mitgebrachter Knochenschrein, der flackernd die Musiker umhüllte. Für mich als Fotograf war das eine echte Herausforderung – doch visuell war es schlicht magisch.
Songs wie „A Tale from Enroth“, „Awaken the Phoenix“ und „Griffin Banners“ präsentierten die Band als wahre Geschichtenerzähler, die ihre musikalischen Epen mit großer Hingabe inszenierten. Besonders herausragend war „Morglin’s Fate“, eine düstere, atmosphärische Hymne, die mit ihren schweren Gitarren und bedrohlichen Melodien Gänsehaut hinterließ. Der Song wirkte wie der Soundtrack zum finalen Kapitel eines Heldenepos – intensiv, tragisch und mitreißend.
Necro Knight zeigten an diesem Abend eindrucksvoll, wie gut Metal und Fantasy harmonieren können. Ihr Set war ein akustisches und visuelles Erlebnis, das die Zuschauer in eine andere Welt versetzte – und sie für einen Moment den Alltag vergessen ließ.
Linkin Back: Nostalgie pur mit einer Prise Metal
Zum Abschluss des Abends gehörte die Bühne Linkin Back, einer Tribute-Band, die sich ganz der Musik von Linkin Park verschrieben hat. Mit Klassikern wie „In the End“ und „Numb“ schufen sie die emotionalsten Momente des Abends und boten die perfekte Mischung aus Nostalgie und Energie. Es war nicht nur eine Hommage an eine der prägendsten Bands der 2000er, sondern auch ein Auftakt: Die Matrix Metal Night markierte den Startschuss ihrer Tribute-Tour 2025, die sie mit 18 weiteren Shows quer durch Deutschland führen wird.
Ein neues Gesicht sorgte dabei für zusätzliche Spannung: Gitarrist Mike Junior, frisch in der Band, feierte an diesem Abend seinen ersten Auftritt mit Linkin Back – und passte, als hätte er schon immer dazugehört. Die Gitarrenarbeit verlieh den Hits eine erfrischende Dynamik und ließ die Songs noch intensiver wirken.
Doch wie passt eine Linkin Park Tribute-Band auf eine Metal Night? Diese Frage mag man sich stellen – bis man weiß, dass Drummer Burn und Gitarrist Jo, die Kette keine Unbekannten in der Metal-Szene sind: Beide sind Mitglieder der altbekannten Düsseldorfer Thrash-Metal-Legende Assassin. Das relativiert nicht nur die Frage, sondern erklärt auch, warum Linkin Back ihren Songs eine metallische Härte verleihen, die perfekt in diesen Abend passte.
Und was soll man sagen? Es war die perfekte Mischung aus Nostalgie und Emotion. Mit Klassikern wie „In the End“ und „Numb“ brachten sie die vielleicht emotionalsten Momente des Abends und einen würdigen Abschluss der Matrix Metal Night.
Fazit: Eine Metal-Nacht mit Licht und Schatten
Die Matrix Metal Night war alles andere als ein perfektes Event – technische Probleme und die geringe Besucherzahl stellten die Veranstalter vor große Herausforderungen. Doch was blieb, war ein Abend voller Herzblut, Leidenschaft und einer starken Metal-Community, die zeigte, dass sie auch im kleinen Kreis großes leisten kann.
Für die Zukunft bleibt zu hoffen, dass Events wie dieses mehr Aufmerksamkeit bekommen – das Ruhrgebiet hat schließlich eine reichhaltige Metal-Historie, die gepflegt werden will.
Dein Eindruck zählt!
Warst du bei der Matrix Metal Night dabei? Was war dein persönliches Highlight – oder hast du eine andere lokale Band, die mehr Aufmerksamkeit verdient? Schreib es mir in die Kommentare!