Zappeln, Zeilen, Zusammenhalt: Der Familientag in Ahaus
Ahaus, Montagmorgen. Die Wiese ist leer, das Becken still, der Campingplatz geräumt. Aber irgendwas hängt noch in der Luft – ein leises Lachen, ein Liedfetzen, ein Rest Pommesgeruch vom Samstag. Denn auch der dritte Tag beim Sperenzken Open Air hat gezeigt: Dieses Festival kann laut, es kann leise – und es kann vor allem Gemeinschaft.
Der Sonntag stand ganz im Zeichen der Familien. Die ganz Kleinen mit Ohrenschützern, die Größeren mit Bandshirts und Glitzer-Tattoos. Eltern mit Picknickdecken, Kinder mit klebrigen Fingern von der Candy Bar. Und obwohl sich die Sonne nur selten zeigte – vielleicht war sie einfach ein bisschen müde vom Wochenende – blieb die Stimmung hell. Nur der Tag begann mit einem kleinen Wermutstropfen.
Wenn das Herz will, aber die Stimme nicht mitspielt – Nilsen sagt ab
Schon am Morgen wurde bekannt: Nilsen, der als großer Headliner des Kindertags geplant war, musste krankheitsbedingt absagen. Eine Nachricht, die viele kleine und große Fans traurig machte – nicht nur wegen der Vorfreude, sondern auch, weil Nilsens ehrliche Worte spürbar machten, wie schwer ihm die Entscheidung fiel.
„Mein Herz sagt Ja, aber mein Körper sagt ganz klar Nein.“
So hieß es in seinem Statement. Er wollte niemanden hängen lassen – und versprach, dass die Shows nachgeholt würden. Und obwohl einige enttäuschte Gesichter zu sehen waren, überwog etwas anderes: Verständnis. Denn Sperenzken lebt nicht von Perfektion, sondern von Ehrlichkeit. Und ehrlich war’s allemal.
Zugabe – Bühne frei für den Nachwuchs
14:15 Uhr, die Türen sind offen, die ersten Familien trudeln ein. Auf der Bühne stehen: Zugabe – eine junge Girlband aus Gronau, gefördert von der Rock & Pop Akademie der Musikschule Gronau. Der Name ist Programm: Als hätte man sie schon öfter sehen wollen.

Die Band spielte sich durch ein kurzes, charmantes Set, das sowohl Covers als auch eigene Songs enthielt. „Seven Nation Army“ traf das Publikum mitten ins Ohr, während „Egal“ und „Akku ist leer“ erste eigene Geschichten erzählten. Besonders schön: zu sehen, wie die ganz jungen Musikerinnen diese große Bühne nutzten – mit Lampenfieber im Blick und Stolz im Sound.
Viele Eltern, Geschwister, Großeltern filmten stolz mit dem Handy – manchmal leicht verwackelt, aber mit glänzenden Augen. Man kennt sich, man freut sich. Ich habe Zugabe übrigens schon einmal bei der K&K Musiknacht in Gronau gesehen – und war auch damals begeistert. Auch gestern zeigten die jungen Musikerinnen, wie wichtig es ist, Nachwuchs nicht nur zu fördern, sondern ihnen auch Bühnen zu geben. Und Zugabe nutzte sie – mit vollem Einsatz.
Angel Army – Mit Druck, Drive und Energie
15:00 Uhr. Weiter geht’s mit Angel Army, direkt aus der Musikschule Ahaus. Der Name klingt nach Energie – und genau die lieferten sie auch. Rock-Pop mit Wucht, Emotion und Haltung. „Fuck you“ kam mit genau der richtigen Portion jugendlichem Trotz, „Perfect“ brachte das erste laute Mitsingen. Zwischen E-Gitarre und Synths: viel Platz für individuelle Stimmen.

Man spürte: Hier passiert gerade was. Der Auftritt war kein Schulausflug, sondern eine echte Bühnenansage. „Summer Song“ passte zur Stimmung, auch wenn die Sonne nur kurz vorbeischaute. „Brutal“ zum Schluss – ein Ausrufezeichen.
Hinter der Band steht übrigens Musiklehrer Luca Mewes – vielen bekannt als Frontmann der inzwischen überregional erfolgreichen Band ROVAR. Er stand nicht auf der Bühne, sondern am Rand. Aber sein Blick sprach Bände: Stolz, Begeisterung, ein bisschen Lampenfieber wahrscheinlich auch.

Ein Auftritt mit Power, Herz und klarer Kante. Angel Army – merkt euch den Namen. Gerne wieder. Spätestens Ende September beim Last Chance To Dance in Dülmen.
Frank & seine Freunde – Wenn das Zappeltier übernimmt
16:15 Uhr. Dann kam er, der Retter in der Not: Frank und seine Freunde sprangen kurzfristig für Nilsen ein – und lieferten eine Kindershow, die den Platz in Bewegung versetzte. Zwischen Seifenblasen, Zappeltier, Gitarre und Mitmach-Magie wurde die Stimmung aufgedreht – und mit Liebe überschüttet.
Der Song „Rabatz“ wurde kurzerhand zur Genesungsbotschaft an Nilsen – und das ganze Publikum machte mit. Zwischen Rasseln, Klatschen, Tanzen und „Halli Hallo“ war klar: Hier geht’s nicht um Ersatz, sondern um ein Erlebnis. Frank, erfahren seit über 15 Jahren auf Kinderfestivals unterwegs, wusste genau, wie man das Publikum mitnimmt – ohne falschen Ton, aber mit ganz viel Gefühl.

Wer gedacht hatte, der Sonntag würde durch Nilsens Absage kippen, wurde hier eines Besseren belehrt. Das Gegenteil war der Fall: Der Ersatz wurde zur Entdeckung. Und das Zappeltier? Tanzte bis die Ohren wackelten.
Sperenzken 2025 – Das war’s dann wohl. Oder?
Drei Tage, 30 Grad, 1000 Begegnungen. Das Sperenzken Open Air 2025 war alles – laut, leise, wild, herzlich. Es war politisch, familiär, verspielt, ehrlich. Es war ein Ort, an dem Nachwuchsbands neben Headlinern standen, Kinder zwischen Bühnenrand und Kids Area pendelten, und wo jedes Alter seinen Platz hatte.
Ob Punkfreitag, Indie-Samstag oder Kindersonntag – jedes Kapitel hatte seine eigene Energie. Und gemeinsam haben sie etwas geschafft, das man nicht planen kann: dieses Gefühl, endlich mal wieder unter normalen Menschen zu sein.
Sperenzken ist kein Massenspektakel, kein Effektfeuerwerk, kein Hochglanzprodukt. Es ist: handgemacht. Mit Liebe. Und das merkt man. Bis zur nächsten Ausgabe in zwei Jahren.
Impressionen vom Sperenzken Sonntag









































































