So genial war die Jagd nach dem schwarzen Hund
Düsteres Moor, ein unheimlicher Fluch, eine Leiche … und du kriegst dich vor Lachen nicht mehr ein. Klingt schräg? Ist es auch! Gestern Abend hat das legendäre NN Theater Köln im Rahmen des Dülmener Sommers den Schulhof der Hermann-Leeser-Schule gerockt und mit „Holmes & Watson – Wer hat Angst vorm schwarzen Hund?“ für einen unvergesslichen Abend gesorgt. Der Andrang war riesig: Während viele Dülmener stilecht mit dem Fahrrad kamen, zeigten die vollen Parkplätze mit Kennzeichen aus Münster, dem Kreis Recklinghausen und sogar Borken, dass dieses Highlight weit über die Stadtgrenzen hinaus strahlt.
Drei Genies, 17 Rollen – Bitte was?!
Ja, du hast richtig gelesen. Drei Schauspieler für siebzehn (SIE-BZEHN!) verschiedene Charaktere. In zwei knackigen Akten von je 45 Minuten wirbelten die fantastischen Christina Wiesemann, Peter S. Herff und Michl Thorbecke unter der Regie von Gregor Höppner so rasant über die Bühne, dass einem schwindelig werden konnte.

Vom verschrobenen Neffen Henry bis zum gechillten Butler John – jede Figur war so herrlich überzeichnet, dass man aus dem Staunen und Schenkelklopfen nicht mehr herauskam. Blitzschnelle Verwandlungen, ein verdrehter Akzent hier, eine neue Mütze da, und schon stand ein komplett anderer Mensch vor uns. Diese Fähigkeit, mit einfachsten Mitteln maximale Wirkung zu erzielen, ist die DNA des Ensembles, das seine Wurzeln im Straßentheater hat und die Nähe zum Publikum liebt. Chapeau!
Sherlock gegen die Angst: Mit Witz und Gänsehaut
Klar, die Story lehnt sich an den Klassiker an: Ein dämonischer Hund im nebligen Dartmoor und ein frischer Mord rufen Sherlock Holmes und Dr. Watson auf den Plan. Doch wer hier einen klassischen Krimi erwartete, lag meilenweit daneben. Sherlock ermittelte zwar „verdeckt und doch voll im Bilde“, aber er tat das singend, tanzend oder auch mal orientierungslos im Moor versinkend.

Das Stück ist dabei eine clevere Parabel auf unsere Zeit. Der „schwarze Hund“ wird zur Metapher für die kollektive Angst, die sich wie ein Virus ausbreitet – die Angst vor Krieg, sozialem Abstieg oder dem Fremden. Und die Waffe dagegen? „Sachverstand, Fortschritt, Mut und Witz“. Selten wurde Gesellschaftskritik so unterhaltsam verpackt. Die Lachmuskeln wurden jedenfalls so sehr strapaziert, dass es dem Publikum bei der Trauerfeier für Sir Charles sichtlich schwerfiel, ernst zu bleiben. Kollektives Grinsen während der Grabrede – wann erlebt man das schon mal?
Der Mann für den Gänsehaut-Soundtrack
Neben den drei Schauspiel-Genies gab es da noch Bernd Kaftan, den musikalischen Taktgeber des Wahnsinns. Mit Keyboard und einer singenden Säge (!) untermalte er jede Szene so perfekt, dass es einem eiskalt den Rücken runterlief – oder die Tränen vor Lachen nur so liefen. Er zauberte den „Tatort“-Soundtrack, begleitete Gesangseinlagen und sorgte für einen fulminanten Flow, der dem ganzen Wahnsinn die Krone aufsetzte.
Ein Sommerabend, wie er sein soll
Zum perfekten Open-Air-Erlebnis gehörte natürlich auch die Pause, in der bei kühlen Drinks, heißer Brat- oder Currywurst und vegetarischen Snacks gequascht und gelacht wurde.

Genau das macht den Charme des Dülmener Sommers aus: Kultur wird zum lockeren Treffpunkt für die ganze Region.
Ein Ritual, das zu Dülmen gehört
Es war wieder einer dieser Abende, an denen einfach alles passte und der einmal mehr zeigte, warum das Gastspiel des NN Theaters für das städtische Kulturteam ein fester Programmpunkt ist. Es ist eine fast 30-jährige Liebesgeschichte, die ungebrochen ist. Das ist kein Gastspiel mehr, das ist ein Stück lebendige Stadtgeschichte, ein jährliches „Klassentreffen für die Seele“. Völlig zu Recht heißt es von offizieller Seite, das Ensemble sei aus dem Programm „einfach nicht wegzudenken“.
Am Ende stellt sich natürlich die Frage: Entlarvt Sherlock den Mörder? Einem echten Krimifan ist die Antwort klar, aber mehr wird hier nicht verraten! Fest steht: Es war ein absolut grandioser und schlichtweg genialer Abend. Man kann nur hoffen, dass sie uns nächstes Jahr wieder besuchen – vielleicht mit einem „Frühstück bei Tiffany“ oder einer mörderischen „Fahrt im Orientexpress“. Ich wäre sofort wieder dabei, wer noch? Schreibt es mir gerne in die Kommentare.
Impressionen vom Abend




















































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