Hand aufs Herz: Wann hast du das letzte Mal so richtig geträumt? Ich meine nicht den alltäglichen Wahnsinn zwischen Supermarkt und Steuererklärung. Ich meine dieses Gefühl, wenn die Realität ihre Konturen verliert und du in eine Welt fällst, die nach ganz eigenen Regeln spielt. Genau das ist uns gestern Abend passiert. Mitten in Dülmen. Ohne Vorwarnung. Und verdammt, es war ein Abenteuer.
Gestern Abend, im Rahmen des Dülmener Sommers, hat das Theater Anu uns in den Stadtpark an den Wiesen gelockt. Der Plan? Ein entspannter Abend, vielleicht ein bisschen Kultur schnuppern. Der tatsächliche Ausgang? Eine mega Nachtwanderung direkt ins Labyrinth unserer eigenen Fantasie. Die Inszenierung hieß „Dreamer“ – und der Name war, so viel sei verraten, pures Understatement.
Jagdfieber im Stadtpark – oder was machen die da?
Alles begann ganz harmlos. Also, fast. Kaum angekommen, wurden wir Teil einer „Jagdgesellschaft“. Jep, richtig gehört. In irgendeinem fiktiven Dorf war eine Bestie aus einem Turm entkommen, und wir, das ahnungslose Dülmener Publikum, sollten sie wieder einfangen. Klingt wie der Plot eines B-Movies? Dachte ich auch. Für ungefähr fünf Minuten.

Doch was als klare Mission begann, zerfaserte schneller als ein Wollpulli in der Klettverschlussproduktion. Plötzlich waren wir nicht mehr Jäger, sondern Verirrte in einem surrealen Wunderland. Wir stolperten über riesige, leuchtende Hasen, lauschten an einem gigantischen Ohr, das Geräusche vom anderen Ende der Welt versprach, und beobachteten, wie den Dorfbewohnern plötzlich Tierschwänze wuchsen. Du kennst das Gefühl, wenn ein Traum so herrlich absurd wird, dass du im Schlaf grinsen musst? Genau so fühlte es sich an. Kollektives Grinsen im Dülmener Stadtpark.
Zwischen Gänsehaut und Glühwürmchen
Was das Theater Anu hier zaubert, ist schwer in Worte zu fassen. Es ist ein multimedialer Erlebnisparcours, der dich mitnimmt, ob du willst oder nicht. Stell dir vor, du wanderst durch den frisch umgestalteten Park, der selbst gerade eine Verwandlung durchmacht, und an jeder Ecke wartet ein neues, poetisches Bild. Lichtskulpturen verwandelten Bäume in magische Wesen, geheimnisvolle Figuren mit Masken huschten durch die Schatten und über allem lag ein Soundteppich, der die Grenzen zwischen Realität und Fiktion endgültig auflöste.

Es war diese Mischung aus Schnitzeljagd und Nachtwanderung, die verhinderte, dass man sich gemütlich zurücklehnen konnte. Man war mittendrin. Man war Teil der Geschichte. Man war auf der Suche nach dieser „Bestie“, die vielleicht nur eine Metapher für unsere eigene, unterdrückte Wildheit war. Für all die Impulse und Träume, die wir im Alltag so schön in Türme sperren.
Das große Erwachen?
Und dann, gerade als man dachte, man hätte die Regeln dieses Spiels verstanden, kam der finale Knalleffekt. Ein Dorfbewohner enthüllt das Geheimnis: Alles nur ein Traum. Aber die wichtigste Frage bleibt unbeantwortet und schwebt seitdem über den Wiesen des Parks: Wer ist hier eigentlich der Träumer? Und was passiert, wenn er aufwacht?
Man verlässt diesen Abend nicht mit klaren Antworten, sondern mit einem Kopf voller wunderschöner, verrätselter Bilder und einem leisen Kribbeln im Nacken. Es ist die Art von Theater, die dich nicht nur unterhält, sondern verändert. Die dich daran erinnert, dass die Welt mehr ist als das, was wir sehen. Dass in uns allen ein Stück ungezähmte Wildheit schlummert, die es wert ist, ab und zu von der Leine gelassen zu werden.
Bock auf das Wunderland?
Für alle, die jetzt auf dem Sofa sitzen und sich ärgern, dieses Spektakel verpasst zu haben: Durchatmen! Ihr habt Glück, denn das Tor zur Traumwelt öffnet sich heute Abend ein weiteres Mal. Seid um 21 Uhr am selben Ort – dem Stadtpark an den Wiesen – und lasst euch entführen.

Ein kleiner, aber wichtiger Hinweis: Das Stück ist ein intensives Traumspiel um die Beziehung von Frau und Mann und die Jagd nach dem Wilden in uns – lasst die jüngeren Kids (unter 14-16) also lieber zu Hause, das Kopfkino ist definitiv was für Erwachsene. Zieht bequeme Schuhe an, lasst die Logik daheim und stürzt euch ins Abenteuer. An dieser Stelle auch ein riesiges Dankeschön an das Kulturteam Dülmen, das uns diese magischen Nächte erst ermöglicht hat. Geht hin, Leute. Träumen war selten so aufregend!
Impressionen vom Abend






































































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